125 Jahre Tradition

Erstellt am: 30.05.2012

Der Wiesbadener SV steigt aus der 2. Bundesliga West in die SBL auf. In einem Interview mit dem 1. Vorsitzenden, Frank Mayer, stellen wir ihnen den Verein vor.

Schachbundesliga: Herr Mayer, bitte stellen Sie ihren Verein vor.

Frank Mayer: Der Wiesbadener Schachverein wurde vor 125 Jahren gegründet und hat das Schachleben in der Rhein-Main-Region über die Jahre entscheidend mitgeprägt. Er besitzt mit dem eigenen Gebäude und einer angeschlössenen Gaststätte über optimale Spielbedingungen. Der Verein war vor drei Jahren nach dem Abstieg in die Viertklassigkeit mit dem Aushängeschild Igor Khenkin - dem Deutschen Meister 2011, dem aktuellen Deutschen Vizemeister sowie Zweiten der deutschen Rangliste - in der Hessenliga angetreten, um den Verein wieder in eine starke Spielklasse zurückzuführen. Dies gelang noch weit besser als erwartet mit einem Durchmarsch bis in die erste Deutsche Spielklasse und wohl stärkste Schachliga der Welt.

nDie Mannschaft, an deren Spitze mit den drei deutsch-russischen Weltklassespielern Evgeny Alekseev, Ildar Khairullin und Igor Khenkin starke Profi-Spieler stehen, wird durch die hessischen Jugendspieler Julian Geske und Hagen Poetsch und durch Amateure aus Wiesbaden ergänzt. Diese Mischung aus Jugendlichen, starken Amateuren und Profi-Spielern ist ein Erfolgsrezept, das wir auch in der ersten Liga beibehalten wollen. Wir setzen neben schachlichen Können auch auf Teamgeist und Begeisterung für das Schachspiel. Allerdings haben wir es jetzt natürlich mit weitaus stärkeren Gegner zu tun, so dass wir einen erweiterten Kader brauchen, um die Klasse halten zu können.

Neben dem Spitzenschach, dass es nun in Wiesbaden zu sehen gibt, hat der Verein in den letzten Jahren weitere Anstrengungen unternommen, um das Wiesbadener Schachleben aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Mit dem Schloss-Park Open wurde ein Traditionsturnier, das erste starke Schachturnier in Rhein-Main nach dem Kriege, nach zehn Jahren
Pause mit großem Erfolg wiederbelebt. Auch unterrichten Mitglieder des Vereins an Wiesbadener Schulen in Schach AGs und es findet für die stärkeren Schüler ein wöchentliches Jugendtraining in den Räumen des Vereins statt. Trotz Internet und Computerspielen nimmt gerade das Schulschach zurzeit einen breiten Raum im freiwilligen Angebot vieler Schulen ein.

Schachbundesliga: Welche Bedeutung hat es für ihren Verein, dass er in der Schachbundesliga vertreten ist?

Frank Mayer: Es ist das Ziel des Vereins in Wiesbaden den interessierten Schachfans im nächsten Jahr Spitzenschach zeigen zu können. Wir hoffen, durch den Aufstieg weitere Sponsoren und/oder spielstarke Jugendliche begeistern und so die Klasse auch dauerhaft halten zu können.

Schachbundesliga: Mit welchen Erwartungen starten Sie in die kommende Saison und wie sieht das sportliche Ziel aus?

Frank Mayer: Klar ist, dass wir gegen den Abstieg spielen.
Zwar haben wir wohl eine Mannschaft aufgestellt, die in Bestbesetzung sicher mithalten kann, da es aber unser Prinzip ist, vor allem auch Amateuren Gegelegenheit zum Spielen zu geben, werden wir sicher nicht immer in Bestbesetzung spielen. Das sportliche Ziel kann demnach nur lauten, die Klasse zu halten.

Schachbundesliga: Wird die Mannschaft gegenüber dem Vorjahr personell verändert?

Frank Mayer: Wir werden den Kadern verbreitern. Als neue Spieler haben wir Igor Kurnosov, Krzysztof Bulski, Marcin Tazbir und Alexander Mista verpflichtet.

Schachbundesliga: Wie stemmen Sie finanziell die Herausforderung Schachbundesliga?

Frank Mayer: Da wir laufende Einnahmen aus der verpachteten Gaststätte haben, können wir einen gewissen Grundstock selbst finanzieren. Darüber hinaus suchen wir Privat-Sponsoren um so dauerhaft eine starke Mannschaft präsentieren zu können.

Herr Mayer, vielen Dank für das Gespräch.

Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.