Sensationeller 4,5:3,5-Erfolg über Bundesliga-Spitzenteam Deizisau
Von Hartmut Metz
„Ich bin superglücklich mit zwei Punkten. Wir schlugen uns als krasser Außenseiter fantastisch“, freute sich Markus Lammers. Klang der Kapitän der Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang noch vergangene Woche verzagt, ja förmlich resigniert, hauchte dem Bundesliga-Kellerkind ein sensationeller 4,5:3,5-Erfolg am Samstag über die SF Deizisau neues Leben ein. Daran änderte auch eine 2,5:5,5-Niederlage am Sonntag gegen den SK Schwäbisch Hall nichts. „Die ging in Ordnung. Wir hatten nirgends eine Siegchance“, räumte Lammers ein.
Gastgeber Bayern München hielt zwar gleichzeitig beim 3:5 gegen Deizisau auch gut mit, ein Coup wie dem Lokalrivalen blieb der Schach-Abteilung des FCB aber auch gegen Schwäbisch Hall am Samstag versagt. Allein Spitzenspieler Valentin Dragnev sorgte mit einem Sieg über den israelischen Großmeister Maxim Rodshtein für ein Highlight und Resultatskosmetik zum 2:6. Mit 4:12 Punkten liegen die Bayern auf Rang 14 nur noch einen Zähler vor dem Tabellenvorletzten MSA Zugzwang (3:15). Der Hamburger SK zog dank eines 4:4 gegen Serienmeister OSG Baden-Baden (15:1) wegen der besseren Brettpunkte (27,5) an den Hausherren vorbei.
Zudem weist Mülheim-Nord mit 25 Brettpunkten einen halben Zähler mehr auf. Der Kampf um den Klassenerhalt bleibt folglich spannend. „Wir müssen im direkten Duell gegen die Bayern und Schlusslicht Norderstedt gewinnen“, sieht Lammers plötzlich wieder Chancen für seine Farben. Der inzwischen in Hamburg lebende IM freut sich nicht nur wegen seines neuen Lebensmittelpunkts für das Bundesliga-Urgestein: „Das 4:4 des HSK gegen Baden-Baden macht die Bundesliga wieder spannender und ist gut für die Liga“, kommentierte der Neu-Hanseat den überraschenden Punktverlust des Spitzenreiters.
Gegen Deizisau lief für den Tabellen-15. alles zusammen: „Wir remisierten die kritischen Stellungen und gewannen zwei Partien“, blickte Lammers auf die maximale Ausbeute beim 4,5:3,5 zurück. Robert Zysk brachte MSA in Front, weil der oft sehr wechselhaft agierende Großmeister Alexander Graf kurz vor der Zeitkontrolle nach vier Stunden in Gewinnstellung patzte. Das Pendel schlug um, Zysk durfte Graf sogar im 38. Zug matt setzen. Auch Lammers profitierte von einem Überseher seines Kontrahenten Stepan Zilka. Der tschechische Großmeister verkombinierte sich. Weiß heimste zwei Springer für einen Turm ein. Der MSA-Kapitän ließ dank guter Technik nichts mehr anbrennen.
Vier Remis an den Spitzenbrettern durch Leon Mons, Stefan Kindermann und Stefan Bromberger, die den deutschen Nationalspielern Matthias Blübaum, Georg Meier und Andreas Heimann trotzten, sowie Gerald Hertneck sicherten die Führung ab. Zudem verteidigte sich Christoph Eichler umsichtig gegen Großmeister Philipp Schlosser. „Beim 4,5:2,5 war die letzte Partie egal“, schließlich befanden sich die MSA-Akteure schon im Jubel-Modus. Rustem Dautov sorgte lediglich für den Ehrentreffer des Tabellenfünften und schlug Falk Hoffmeyer, der bisher alle acht Partien dieser Saison verlor. „Er hat es zwei Bretter vor mir wesentlich schwerer“, weiß Lammers seine 3,5/8 im Vergleich dazu einzuordnen.
Bei den Bayern sorgte noch Michael Fedorovsky für einen Lichtblick. Beim 3:5 gegen Deizisau überrollte er mit Schwarz den sonst so sicheren Zdenko Kozul. Dem Kroaten unterlief bereits in der Eröffnung ein Missgeschick. Danach war es für den Bayern-Topscorer, der nun für einen IM stolze 4,5/8 am vierten Brett aufweist, ein Schaulaufen. Nach kurzer Läufer-Umgruppierung folgte ein Läuferopfer und der tödliche Angriff. Selten hat Kozul so schnell und einfach verloren. Wie Fedorovsky ist auch Dragnev auf GM-Norm-Kurs. Der junge Österreicher hält bisher mit 3/6 die „Kasse“ am ersten Brett des FCB.