Meisterschaftsrunde: Wer spielt? Das große Rätselraten

Erstellt am: 14.09.2020

Es wird ein Stelldichein der Großmeister, so viel ist sicher. Und doch ist vor dem Meisterschaftsturnier der Schachbundesligisten Rätselraten ausgebrochen: Wer spielt? Werden wir WM-Kandidaten sehen? MVL? Fabiano Caruana?

Was ist mit Jan Gustafsson? Wird er für seine OSG Baden-Baden am Brett sitzen oder für chess24 vor der Kamera und das Geschehen kommentieren? Die Vereine halten sich bedeckt, und das wird bis zuletzt so bleiben, um den Gegenspielern die Vorbereitung zu erschweren. Erst so spät wie möglich soll die Konkurrenz sehen, wer am Mittwoch ans Brett geht.

Spielt er? Kommentiert er? Jan Gustafsson (OSG Baden-Baden). | Foto: Georgios Souleidis
Spielt er? Kommentiert er? Jan Gustafsson (OSG Baden-Baden). | Foto: Georgios Souleidis


In der internationalen, weltstärksten Liga ist noch die Aufstellung der Schachfreunde Deizisau am ehesten vorherzusagen. Deren Kader setzt sich in erster Linie aus den besten deutschen Schachmeistern zusammen, die sind als Einheimische am wenigsten von Reisebeschränkungen betroffen, insofern werden sie wohl spielen.

Dass Vincent Keymer seinen Ansturm auf die 2600-Elo-Marke in Karlsruhe fortsetzen wird, ist schon durchgesickert. Wahrscheinlich werden auch die jungen Großmeister Matthias Blübaum und Alexander Donchenko ihren Zweikampf um die Spitze der deutschen Rangliste in Karlsruhe fortsetzen – beide als Teil der Deizisauer Mannschaft.

Zentraler Teil des Orga-Teams: Sven Noppes | Screenshot: Grenke Chess Youtube
Zentraler Teil des Orga-Teams: Sven Noppes | Screenshot: Grenke Chess Youtube


Deren Mannschaftführer Sven Noppes mit seinen Drähten zur Grenke-Gruppe ist ein zentraler Teil des Teams, das das Meisterschaftsturnier möglich gemacht hat. Als nach dem Lockdown im März die erste Infektionswelle abebbte und Frage im Raum stand, ob und wie es weitergeht, hatte Noppes zunächst angeboten, ein Saisonfinale aller Mannschaften auszurichten. „Das erwies sich aber als schwierig. Einige Teams wollten daran nicht teilnehmen“, berichtet Markus Schäfer, Präsident des Schachbundesliga e.V.

Inspiration fürs Schach: Die Basketballer des FC Bayern. | Foto: muenchen.de
Inspiration fürs Schach: Die Basketballer des FC Bayern. | Foto: muenchen.de


Schließlich ließen sich die Bundesliga-Schachspieler von den Bundesliga-Basketballern inspirieren. Beim Basketball richtete der auch in der Schachbundesliga vertretene FC Bayern München ein Meisterschaftsturnier für die Teams aus, die spielen wollten. In einer Reihe von Online-Sitzungen einigten sich die Schachbundesligisten darauf, diesem Modell zu folgen: Alles auf null, es spielt mit, wer möchte, und es geht um nicht weniger als die Deutsche Meisterschaft 2020.

Spielort wird die „Gartenhalle“ der Messe Karlsruhe sein, gleichermaßen gut belüftet und geräumig. Ausrichter ist das Schachzentrum Baden-Baden in Zusammenarbeit mit dem deutschen Serienmeister OSG Baden-Baden und der Grenke-Gruppe. Die ist in Schachkreisen bekannt als Sponsor der Grenke Chess Classic und der dazugehörigen Open. Außerdem unterstützt Wolfgang Grenke die Bundesligateams OSG Baden-Baden und die SF Deizisau.

Das Organisationsteam um den Schachzentrum-Vorsitzenden Christian Bossert, Geschäftsführerin Hanna Marie Klek sowie Sven Noppes hat ein umfangreiches Hygienekonzept erdacht. Noppes war eigens zum Schachfestival in Biel gereist, um zu inspizieren, wie dort Schach in Corona-Zeiten möglich gemacht worden ist. Die aus Biel bekannten Plexiglas-Trennwände zwischen den Spielern werden nun auch in Karlsruhe aufgestellt. Außerdem gelten Abstandsregel und eine Maskenpflicht abseits der Bretter. Wer das Areal betritt, muss zuvor schriftlich versichern, frei von Krankheitssymptomen zu sein.

„Die ursprüngliche Idee eines zentralen Covid-Tests ließ sich leider nicht verwirklichen. Das war eine Kapazitätsfrage“, erklärt Schäfer. Nun liegt es in erster Linie bei den Vereinen, für die Gesundheit der anreisenden Spieler Sorge zu tragen. Im Falle der bereits genannten SF Deizisau wird das zum Beispiel weniger Aufwand erfordern als in Viernheim mit zahlreichen Osteuropäern im Kader.

Apropos Kader: Alle Vereine haben sich darauf geeinigt, auf das Nachmelden neuer Spieler zu verzichten. Aber es war möglich, Spieler aus unteren Mannschaften für die Meisterschaftsrunde zu melden, um Ausfälle kompensieren zu können. Davon haben einige Vereine Gebrauch gemacht.

In Deizisau zum Beispiel ist der tschechische Großmeister Stepan Zilka neu im Kader, ein Indiz, dass er spielen wird. Bei den Schachfreunden Viernheim ist der lettische Großmeister Zigurds Lanka neu dabei, auch ihn werden wir wahrscheinlich am Brett sehen.

Wird wahrscheinlich spielen: Zigurds Lanka. | Foto: Lettischer Schachverband
Wird wahrscheinlich spielen: Zigurds Lanka. | Foto: Lettischer Schachverband


Über den Autor

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Conrad Schormann, gelernter Tageszeitungsredakteur, betreibt in Überlingen am Bodensee ein Büro für Redaktion und Kommunikation. Beruflich hilft er Unternehmen, Verbänden oder Parteien bei der Außendarstellung. Ambitioniertes Schach hat er mangels Talent und Trainingseifer aufgegeben und auf Schach-Fan umgesattelt. Manchmal guckt er nicht nur zu, sondern schreibt auch noch darüber, in erster Linie auf seinem Blog, außerdem für die Schachbundesliga.