In unserer Reihe "40 Jahre Schachbundesliga" stellt Michael Prusikin seine beste Partie vor. Der 42-jährige Großmeister ging dabei weit zurück an den Anfang seiner Bundesligakarriere.
Da ich nie ein richtiger Vollprofi war (an erster Stelle stand bei mir schon immer die Trainertätigkeit) spielte ich über alle die Jahre in „nur“ 5 europäischen Ligen. „Andere Länder – andere Sitten“, das trifft auch auf die Mannschaftswettbewerbe im Schach zu.
Zwei Jahre in Portugal waren ein Farbtupfer in meinem Semiprofi-Leben: eine Liga, die als Rundenturnier kompakt innerhalb von neun Tagen ausgetragen wird. Ein wunderschönes Land, 4er-Mannschaften, ein „Pflichtportugiese“, dem in der Regel 3 ausländischen Profis zur Seite stehen, kaum Spieler über 2650. Einmal schaffte es unser russisches Brett 1 nicht, ein Visum zu bekommen, aber uns gelang zu dritt der Klassenerhalt.
In Frankreich spielte ich immer unterklassig, „just for fun“, meine Mannschaftskollegen waren in der Region vor allem für ihre Trinkfestigkeit und -freudigkeit bekannt :-)
In Österreich spielte ich bei mehreren Vereinen, in der Regel 1. Bundesliga, aber auch 2 Jahre zweitklassig, durfte mich an allen Brettern probieren, erlebte sowohl die Zeit, wo noch 50% Einheimische vorgeschrieben waren, als auch die völlige Abschaffung der Ausländerbeschränkungen. Das in der ersten ÖBL praktizierte Modell - 11 Runden in drei Blöcken (4+4+3) gespielt, finde ich sehr sympathisch und nachahmenswert.
Und dann gibt es noch die Schweiz. Dort spiele ich seit 20 Jahren bei demselben Verein, ein Großteil der Mannschaft blieb über all die Jahre zusammen. Bei den Eidgenossen, wo das EU-Recht nicht greift, darf nach wie vor nur 1 Ausländer pro Saison zum Einsatz kommen. Dadurch behält die Liga einen weitgehend amateurhaften, familiären Charakter, eine Tatsache, die auch durch eine Vielzahl von Einzelrunden unterstrichen wird.
In Deutschland spielte ich jahrzehntelang für den SC Forchheim in der 2.BL Ost, aber zwei Mal gelang uns der Aufstieg. Beide Male gingen wir als krasser Außenseiter ins Rennen und wurden beide Male dieser Rolle mehr als gerecht :-) Auch ich musste am Spitzenbrett einiges an Prügel einstecken, trotzdem blieben diese zwei Ausflüge nach oben ein unvergessliches Erlebnis. Dazwischen durfte ich noch einmal mit den „Bindlacher Bären“ oben antreten und nun bereits die zweite Saison in Folge mit dem BCA Augsburg.
Die deutsche Bundesliga ist natürlich die mit großem Abstand stärkste nationale Mannschaftsmeisterschaft, an der ich teilnehmen durfte. Persönlich fände ich es besser, wenn die über das ganze Land verteilte Doppelrunden durch zentral gespielte Blöcke nach dem österreichischen Vorbild ersetzt werden würden, aber die teilnehmenden Vereine sind da wohl anderer Meinung :-)
Als mich Ulrich Geilmann gefragt hat, ob ich Lust hätte, meine beste BL-Partie zu kommentieren, fiel mir die Zusage leicht. Ebenso leicht war die Auswahl der Partie. Mein allererster Sieg in der höchsten deutschen Spielklasse bleibt bis heute nicht nur die denkwürdigste, sondern wohl auch die qualitativ beste Partie, die ich je in der Bundesliga gewann.