Einmalige Dramatik im Bundesliga-Keller

Erstellt am: 26.04.2018

Derby in Berlin: MSA Zugzwang und Bayern München duellieren sich zudem mit den anderen Abstiegskandidaten

Von Hartmut Metz

Diese dramatische Konstellation hat es in der Schach-Bundesliga im Abstiegskampf noch nie gegeben: In der zentralen Endrunde in Berlin treffen ausnahmslos alle vier Kellerkinder untereinander auf sich. Darunter befinden sich auch die beiden Münchner Klubs. Die Schachakademie Zugzwang (MSA) hält dabei mit 6:18 Punkten die besseren Karten in Händen als der FC Bayern (4:20). Als Absteiger steht bereits das Fahrstuhlteam SK Norderstedt (1:23) fest. Mit dem Hamburger SK (6:18) könnte wie im Fußball der Hamburger SV auch beim königlichen Spiel ein Bundesliga-Dino das Zeitliche segnen – doch anders als der HSV hat der HSK gute Chancen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

„Der Hamburger SK hat nicht nur die beste Ausgangslage, sondern geht in Topaufstellung auch klar favorisiert in die Duelle“, meint beispielsweise Markus Lammers (Foto oben) mit Blick auf den größten deutschen Schachklub. Der Kapitän der Münchner hat aber für den Auftakt am Sonntag (14 Uhr) noch lange nicht alle Hoffnung aufgegeben: „Wir haben vergangene Saison gezeigt, wie man ihnen den Zahn zieht. Wir glauben an unsere Chance.“ Sein Topspieler Léon Mons assistiert: „Um den sportlichen Klassenerhalt mit Platz zwölf zu schaffen, müssten wir wohl auch gegen die übermächtigen Hamburger punkten. Da wir in dieser Saison schon einigen stärkeren Mannschaften ein Bein stellen konnten, ist das aber nicht unmöglich“, findet der frischgebackene Großmeister.

„Knappe Matches“ beziehungsweise „Duelle auf Augenhöhe“ erwarten Mons und Lammers am Montag (14 Uhr) im Derby gegen die Bayern und am 1. Mai (10 Uhr) gegen Norderstedt, gegen die im Idealfall der Klassenerhalt gesichert werden soll. Mit der SG Speyer-Schwegenheim (8:16) und dem SV Hofheim (9:15), die nur in ihrem direkten Vergleich Hoffnungen auf Zählbares haben, und dem SV Mülheim Nord (9:15) liegen drei Teams in Schlagweite. Sollte es dennoch nicht mit drei Siegen klappen, sieht Mons MSA Zugzwang noch lange nicht abgestiegen: „Ich denke, wir haben gute Chancen auf den Klassenerhalt. Bei zwei Erfolgen über Norderstedt und Bayern wären wir mindestens 13., was in den letzten Jahren wegen Rückzügen eigentlich immer genug war für den Klassenerhalt.“ Optimistisch klingt ebenso Lammers, wenn er betont: „Nach den vielen unerwarteten Punktgewinnen gehen wir hier mit breiter Brust in die Partien.“

Weniger Zuversicht verströmen die Bayern, die allerdings auch nur vier Zähler auf der Habenseite verbuchen können. „Um in der Liga zu bleiben, müssen wir wahrscheinlich alles gewinnen. Angesicht der Situation schätze ich unsere Chancen nicht besonders hoch ein, aber wir müssen natürlich alles versuchen“, betont Michael Fedorovsky vor dem Auftakt am Sonntag gegen Norderstedt. „Gegen die sind wir leicht favorisiert“, meint der Spieler des FCB und sieht das Münchner Derby offen, „gegen Zugzwang stehen die Chancen ungefähr gleich.“ Im möglichen Showdown  gegen Hamburg am 1. Mai sieht er die Hanseaten als „klarer Favorit gegen uns. Es wird ziemlich schwierig“.

Michael Fedorovsky | Foto: Hartmut Metz
Michael Fedorovsky | Foto: Hartmut Metz

Im Maritim Hotel ist es an der Spitze ebenfalls spannend: Serienmeister OSG Baden-Baden und Rekordmeister SG Solingen (beide 21:3), der verhindern will, dass die Kurstädter mit zwölf Titeln aufschließen, liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Vor den drei letzten Bundesliga-Runden lockt am Samstag (16 Uhr) zudem ein Blitzturnier viele Fans an. In den Duellen mit nur drei Minuten Grundbedenkzeit dürften an die 70 Großmeister um die 10.000 Euro Preisgeld kämpfen.



Über den Autor

Bild des Benutzers Hartmut Metz

Hartmut Metz ist Redakteur beim Badischen Tagblatt mit Hauptsitz in Baden-Baden. Er schreibt außerdem unter anderem für die taz, die Frankfurter Rundschau und den Münchner Merkur über Schach und Tischtennis. Zudem verfasst der FM von der Rochade Kuppenheim regelmäßig Beiträge für das Schach-Magazin 64, Schach-Aktiv (Österreich) und Chessbase.de. Darüber hinaus stammen mehrere Turnierbücher aus seiner Feder.