„Einmal in 1000 Fällen springt etwas heraus“

Erstellt am: 06.12.2018

MSA Zugzwang hilft auch ohne Weltmeister Carlsen und Caruana nur ein Wunder

Von Hartmut Metz

Die Weltmeisterschafts-Kämpen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana bleiben ihnen wenigstens erspart – doch auch ohne die beiden Weltranglistenersten beim Gegner sind die Aussichten für die Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang am Bundesliga-Wochenende im schwäbischen Deizisau mau. Um es mit den Worten von Kapitän Markus Lammers zu sagen: „Ich verkneife mir besser jegliche Prognose … Wir müssen schauen, dass wir nicht völlig untergehen.“

Zwei vermeintliche Überteams lauern am dritten Doppel-Spieltag auf leichte Punkte gegen Schlusslicht MSA Zugzwang (0:8 Zähler) und Reisepartner BCA Augsburg (2:6). Am Samstag (14 Uhr) treffen die Münchner zunächst auf die Hausherren, die an vorderster Front mit den ehemaligen Vizeweltmeistern Peter Leko (Ungarn) und Gata Kamsky (USA) bestückt sind. Zudem geht der deutsche Jungstar Vincent Keymer für das Farm-Team des deutschen Serienmeisters OSG Baden-Baden ans Brett. Der 14-Jährige dürfte bald Großmeister werden und soll – so hoffen alle einheimischen Fans – dereinst wieder für einen deutschen Weltmeister sorgen.

Derlei kümmert die MSA-Recken weniger. Sie wollen ihn mattsetzen, so lange er vielleicht noch schlagbar ist. „Im Vorjahr gewannen wir gegen Deizisau“, erinnert Lammers an die 4,5:3,5-Sensation und rätselt bis heute darüber, „es bleibt unfassbar. Ich weiß gar nicht, wie wir das schafften!“ Die zwei Punkte waren letztlich entscheidend für den Klassenerhalt. Deshalb lässt der 32-Jährige nicht sämtliche Hoffnung auf ein „versöhnliches Jahresende“ fahren, „auch wenn es nicht sonderlich realistisch wirkt. So etwas kann passieren, wenn alles passt“.

Am Sonntag (10 Uhr) trifft das Schlusslicht dann auf die OSG Baden-Baden. Der Serienmeister, der im vergangenen Jahrzehnt nur einmal Solingen den Titel überließ, muss nicht nur auf den Lieblingsspieler des Weltmeisters verzichten: „Ich selbst – vor drei oder vier Jahren“, befand Magnus Carlsen grinsend vor Kurzem. Der Norweger hat sich aus dem Kader der Kurstädter verabschiedet, weil ihm die Sonntagsrunden um 10 Uhr in der Frühe verhasst sind … Sein nahezu ebenbürtiger WM-Herausforderer Caruana steht zwar im Kader der OSG – spielt jedoch zeitgleich die London Chess Classic. Gleiches gilt für den Franzosen Maxime Vachier-Lagrave und den Armenier Lewon Aronjan, womit der Tabellenführer weiterer Asse beraubt ist. Am Ausgang freilich ändert das kaum etwas. „Gegen Baden-Baden kann einmal in tausend Fällen etwas herausspringen“, weiß Lammers und träumt kurz vor Weihnachten gegen die leicht dezimierte Weltauswahl von einem Schach-Märchen aus Tausendundeiner Nacht …

Foto oben: Vincent Keymer (links) gegen Anton Korobov beim GRENKE Chess Open



Über den Autor

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Hartmut Metz ist Redakteur beim Badischen Tagblatt mit Hauptsitz in Baden-Baden. Er schreibt außerdem unter anderem für die taz, die Frankfurter Rundschau und den Münchner Merkur über Schach und Tischtennis. Zudem verfasst der FM von der Rochade Kuppenheim regelmäßig Beiträge für das Schach-Magazin 64, Schach-Aktiv (Österreich) und Chessbase.de. Darüber hinaus stammen mehrere Turnierbücher aus seiner Feder.