Eine Chronik der Stichkämpfe

Erstellt am: 23.05.2018

Seit der Einführung der eingleisigen Schachbundesliga im Jahr 1980 gab es erst drei Stichkämpfe um die deutsche Meisterschaft. Bevor am 24. Mai die Saison 2017/18 durch das Duell zwischen der OSG Baden-Baden und SG Solingen entschieden wird, gehen wir zurück in die Vergangenheit.

Die Schachbundesliga, so wie wir sie jetzt alle kennen, existiert seit der Saison 1980/81, also seit 38 Jahren. Mangelnde Kontinuität kann man dem Deutschen Schachbund und später dem Schachbundesliga e.V. dementsprechend nicht vorwerfen. Zu Beginn der eingleisigen Schachbundesliga waren Solingen, damals Solinger SG 1868, und die SG Porz die dominierenden Mannschaften und beschlossen die Saison 1980/81 gleichauf mit 27:3 Punkten. Es kam also direkt zu einem Stichkampf. Im Gegensatz zu heute saßen bei beiden Mannschaften nur zwei ausländische Großmeister an den Brettern, u.a. mit Boris Spassky auf Solinger und Vlastimil Hort auf Porzer Seite sehr nahmhafte Spieler. Obwohl Spassky gegen Robert Hübner verlor, setzte sich Solingen klar mit 5,5:2,5 durch.

Stichkampf 1980/81: Solinger SG 1868 - SG Porz 5,5:2,5

Boris Spasski - Robert Hübner: 0:1
Lubomir Kavalek - Vlastimil Hort: Remis
Hans-Joachim Hecht - Gudmundur Sigurjónsson: Remis
Heinz Lehmann - Bodo Schmidt: 1:0
Heinz Friehoff - Helmut Reefschläger: 1:0
Ralf Lau - Paul Tröger: Remis
Jürgen Dueball - Mathias Gerusel: 1:0
Hans Besser - Volker Wolf: 1:0

Es vergingen ganze 23 Jahre, bevor nach der Saison 2003/04 wieder ein Stichkampf die deutsche Meisterschaft entscheiden musste. Baden-Baden, damals noch SC Baden-Oos, und die SG Porz beendeten die Saison mit 28:2 Punkten. Porz hatte zwei Brettpunkte mehr auf dem Konto, der Kampf fand aber in Baden-Baden statt. Die Mannschaften waren nominell etwa gleichstark und dementsprechend verlief das Duell sehr spannend. Viswanathan Anand und Francisco Vallejo Pons gewannen an den oberen Brettern für Baden-Baden, doch an den hinteren Brettern, an denen Porz besser besetzt war, holten Alexander Graf und "Mr. Bundesliga" Rafael Vaganian entscheidende Siege für Porz. Hinzu kam der Sieg von Loek van Wely gegen Alexei Shirov an Brett zwei, so dass Porz das in seiner zweiten Bundesliga-Saison aufkommende Baden-Baden mit 4,5:3,5 gerade noch in Schach halten konnte.

Stichkampf 2003/04: SC Baden-Oos - SG Porz 3,5:4,5

1  1 GM  Viswanathan Anand         IND  2774 -  1 GM  Christopher Lutz          GER  2631  1 - 0
2  2 GM  Alexei Shirov             ESP  2732 -  2 GM  Loek Van Wely             NED  2661  0 - 1
3  3 GM  Peter Svidler             RUS  2723 -  3 GM  Ivan Sokolov              NED  2693  remis
4  4 GM  Francisco Vallejo Pons    ESP  2662 -  4 GM  Ulf Andersson             SWE  2566  1 - 0
5  5 GM  Rustem Dautov             GER  2610 -  6 GM  Alexander Graf            GER  2643  0 - 1
6  6 GM  Dr. Robert Huebner        GER  2604 -  7 GM  Mikhail Gurevich          BEL  2644  remis
7 10     Rainer Buhmann            GER  2527 -  8 GM  Rafael A Vaganian         ARM  2623  0 - 1
8 11 GM  Ludger Keitlinghaus       GER  2506 - 10 GM  Erik Van den Doel         NED  2615  remis

Loek van Wely, heute für die SG Solingen, damals für die SG Porz | Foto: Georgios Souleidis
Loek van Wely, heute für die SG Solingen, damals für die SG Porz | Foto: Georgios Souleidis

Ein Jahr später kam es wieder zu einem Stichkampf. Die SG Porz und Werder Bremen beendeten die Saison 2004/05 mit 28:2 Punkten. Der Stichkampf fand in Bremen statt. Obwohl Porz an sieben der acht Bretter nominell favorisiert antrat, gewann Werder Bremen mit 4,5:3,5 und sicherte sich den ersten und einzigen Titel in der Schachbundesliga. Sechs Spieler der damaligen Meistermannschaft stehen heute noch im Kader von Werder Bremen.

Stichkampf 2004/05: Werder Bremen - SG Porz 4,5:3,5

1  1 McShane,Luke James   ENG 2629 -  2 Lutz,Christopher     GER 2596   remis
2  2 Hracek,Zbynek        CZE 2595 -  3 Van Wely,Loek        NED 2681   remis
3  3 Pelletier,Yannick    SUI 2589 -  4 Sokolov,Ivan         NED 2663   0 - 1
4  4 Efimenko,Zahar       UKR 2594 -  5 Vaganian,Rafael      ARM 2640   1 - 0
5  5 Babula,Vlastimil     CZE 2571 -  6 Beliavsky,Alexander  SLO 2660   remis
6  6 Nyback,Tomi          FIN 2554 -  7 Graf,Alexander       GER 2646   1 - 0
7  7 Fish,Gennadij        GER 2523 -  8 Gurevich,Mikhail     BEL 2644   remis
8  8 Schandorff,Lars      DEN 2510 - 10 Van den Doel,Erik    NED 2560   remis

Zahar Efimenko, damals wie heute im Dress von Werder Bremen | Foto: Georgios Souleidis
Zahar Efimenko, damals wie heute im Dress von Werder Bremen | Foto: Georgios Souleidis

Nach 13 Jahren kommt es am 24. Mai zum vierten Stichkampf um die deutsche Meisterschaft in der Geschichte der eingleisigen Schachbundesliga. Nach der Saison 2017/18 stehen die OSG Baden-Baden und die SG Solingen mit 27:3 Punkten gemeinsam an der Spitze. In diesem Beitrag haben wir die wichtigsten Infos zusammengefasst.



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.