MSA Zugzwang trotzt dem Tabellendritten Werder Bremen / Münchner verlieren aber Kellerduelle gegen Mülheim
Von Hartmut Metz
„Ein Riesenergebnis“, wie es Markus Lammers nennt, macht noch keinen Sommer. Einer der Münchner Schach-Bundesligisten sorgte zwar wieder für eine Sensation – letztlich stecken aber beide Kellerkinder noch tiefer im Schlamassel als vor dem Doppel-Spieltag. Gegen den direkten Konkurrenten SV Mülheim Nord setzte es nämlich jeweils Schlappen, wodurch der Gastgeber auf 8:12 Zähler enteilte. „Es sieht nicht mehr gut aus angesichts von drei Punkten Rückstand auf Platz zwölf“, fürchtet Jörg Wengler, auch wenn er „auf noch fünf Spieltage“ verweist. Die Schach-Abteilung des FC Bayern rangiert weiter mit 4:16 Punkten auf Rang 14. Die Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang folgt direkt dahinter. Nur die Fahrstuhlmannschaft SK Norderstedt (1:19) ist noch schlechter.
Dabei gelang MSA Zugzwang am Sonntag eine faustdicke Überraschung: Der Tabellendritte Werder Bremen (16:4) benötigte unglaubliches Glück, um gegen den Vorletzten wenigstens ein 4:4 zu retten. Schon die Bayern waren am Samstag beim 3,5:4,5 nah dran. „Es hätte wie bei MSA Zugzwang klappen können“, befand Wengler. Stefan Schneider und Alexander Belezky sorgten gegen die holländischen Großmeister Wouter Spoelman und Jan Werle für die Siege des FCB. Doch Andreas Schenk, Philip Lindgren und Michael Fedorovsky mussten ihren Kontrahenten gratulieren. Letzterer hätte mit einem Unentschieden gegen den Tschechen Zbynek Hracek eine Großmeister-Norm perfekt gemacht. Nun muss Fedorovsky wohl noch eine der fünf ausstehenden Partien gewinnen, um wieder eine entsprechende 2600er-Performance zu erreichen. Die Remis von Klaus Bischoff, Linus Johansson und Makan Rafiee reichten so nicht ganz.
Besser machte es MSA Zugzwang gegen Bremen, obwohl „Unglücksrabe“ Christoph Eichler wie schon am Vortag eine aussichtsreiche Stellung verdarb, berichtete Kapitän Markus Lammers. Robert Zysk, der ebenso den indisponierten Spoelman schlug, und vor allem Léon Mons hatten die Münchner Hoffnungen geschürt - trotz der weiteren Niederlage von Stefan Bromberger zum zwischenzeitlichen Stand von 1,5:3,5.
Mit besonders feiner Endspiel-Technik glich Mons aus und sicherte sich dank des Läuferpaars und gekonnter Mobilisierung seines Freibauern gegen den Franzosen Laurent Fressinet einen prominenten Skalp. „Er spielt eine phänomenale Saison an Brett eins“, pries Lammers den Neuzugang. Weniger glücklich war der Kapitän indes mit sich selbst: „Ich hatte eine klare Gewinnstellung, schaffte es jedoch im Endspiel nicht, meine Mehrfigur zu verwerten. Sehr bitter für mich persönlich und auch für die Mannschaft, die sich einen Sieg heute redlich verdient hätte“, haderte Lammers nach dem 4:4 gegen Werder, bei dem Stefan Kindermann, Gerald Hertneck und Christian Schramm remisierten.
Die Geschichten gegen Mülheim Nord sind hingegen weit schneller erzählt: Einbahnstraßen-Schach spielten die Hausherren nach einer bisher verkorksten Saison. Die Bayern überrollte das frühere Spitzenteam mit 7:1. „Auch wenn wir vielleicht etwas mehr holen konnten, waren wir insgesamt chancenlos“, unterstrich Bayern-Abteilungsleiter Wengler. Allein Fedorovsky und Schenk verhinderten mit zwei Friedensschlüssen gegen Daniel Fridman und Patrick Zelbel die Höchststrafe. Bischoff musste gegen den genialen David Navara nach einer spannenden Partie seine erste Saison-Niederlage quittieren. Etwas mehr Gegenwehr leistete MSA Zugzwang. Beim 2:6 reichte es jedoch auch nur zu vier Remis durch Mons, Kindermann, Bromberger und Lammers. Letzterer meinte dazu nur: „Das war enttäuschend.“