Schach-Abteilung der Münchner sorgt gegen Vizemeister für „Sensation“/MSA Zugzwang kassiert im Kellerduell bittere Niederlage
Von Hartmut Metz
Auf dem Hockenheimring haben die Schachspieler des FC Bayern München richtig Gas gegeben: Ging es zunächst am Samstag im dortigen Baden-Württemberg Center gegen den SV Hofheim noch mit gemäßigtem Tempo los, schalteten die Mannen am Sonntag à la Lewis Hamilton richtig hoch. Gegen Gastgeber SV 1930 Hockenheim gelang den Bayern ein Coup. Das Kellerkind entzauberte den deutschen Vizemeister mit einem 4,5:3,5 und kletterte auf einen Nichtabstiegsplatz.
Schlicht eine „Sensation“ nennen es Bundesliga-Pressesprecher Georgios Souleidis und Markus Lammers, der Kapitän des Münchner Ortsrivalen MSA Zugzwang. Auch wenn Letzterer mutmaßte, dass sich Hockenheim angesichts der vergleichsweise schlechten eigenen Aufstellung „seines Sieges zu sicher war“, konnte MSA dies nicht nutzen. Der Tabellenvorletzte (1:11 Punkte) kassierte am Samstag erst die „erwartete klare Niederlage“ mit dem 2:6 gegen Hockenheim und wurde am Rande des Formel-1-Kurses auch von Hofheim (5:7) mit 5,5:2,5 abgehängt. „Vieles spricht für eine Vorentscheidung im Abstiegskampf“, fürchtet Lammers angesichts von bereits vier Zählern Rückstand auf den direkten Konkurrenten.
Die Bayern trotzten den Hessen immerhin beim 4:4. Klaus Bischoff, Michael Fedorovsky und der Schwede Philip Lindgren sorgten für die Siege. Dessen Landsmann Linus Johansson (gegen Gennadi Ginsburg), Spitzenspieler Valentin Dragnev gegen den auftrumpfenden Andrei Volokitin und Makan Rafiee im Duell mit Vladimir Gurevich zogen hingegen den Kürzeren. Der Schweizer Neuzugang Noel Studer und Talent Denis Gretz remisierten mit Jan-Christoph Schröder beziehungsweise Boris Margolin.
Drei Erfolge durften die Bayern auch gegen Hockenheim feiern: Dragnev, Studer und Rafiee sorgten für die faustdicke Überraschung gegen die höher klassierten Großmeister Dennis Wagner und Ivan Saric sowie Oleg Boguslawski. „So viele Einzelsiege an einem Wochenende haben wir seit dem Aufstieg noch nie feiern dürfen“, freute sich Bayern-Abteilungsleiter Jörg Wengler über deren sechs.
„Keiner war das Kaninchen vor der Schlange“, befand der Münchner Kapitän nach den zahlreichen aufregenden Partien – selbst der unterlegene Lindgren stand auf Gewinn. Nach einem brillanten Damenopfer verlor Brett sechs der Bayern die Übersicht und ließ den ehemaligen U18-Weltmeister Arik Braun entwischen. Zudem hatte Gretz gegen Tomislav Bodrozic das Nachsehen.
Die drei weiteren Remis reichten jedoch, um Wengler „absolut Mega-Happy“ zu machen. „Das war echt eine tolle Leistung und spitze“, frohlockte er nach den unerwarteten drei Mannschaftspunkten am Wochenende, die sein Oktett auf den zum Klassenerhalt ausreichenden zwölften Platz mit 4:8 Zählern hievte. „Mit dieser Überraschung, die wir brauchten, können wir gelassener in die nächsten schweren Aufgaben gehen“, blickt Wengler voraus.
MSA Zugzwang liegt mit einem kargen Punkt in der 16er-Liga nur vor Schlusslicht Norderstedt (0:12). Allein Robert Zysk konnte am Wochenende einen Sieg über Ginsburg einfahren. Sonst gelangen lediglich sieben Remis (bei acht Niederlagen). „Leider gingen die deutlichen Niederlagen auch in der Höhe in Ordnung“, räumte Lammers objektiv ein.
Der neue Tabellenzehnte Hofheim durfte hingegen mit drei Punkten gegen die Teams aus der bajuwarischen Landeshauptstadt sehr zufrieden sein, wenn auch etwas weniger als die „Sensations“-Bayern. Hockenheim muss hingegen auf Rang sechs und bei vier Punkten Rückstand auf das Führungsduo Baden-Baden/Solingen die erneute Vizemeisterschaft bereits abschreiben.