„Balsam für die Seele“ trotz Roter Laterne

Erstellt am: 09.04.2019

Markus Lammers | Foto: Guido Giotta

Absteiger MSA Zugzwang verzeichnet nach Schlussrunden-Sieg über Hofheim nur einen Abgang

Von Hartmut Metz

Großen statistischen Wert hatte der Heimsieg für die Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang keinen. Am 15. Tabellenplatz, nur vor dem zurückgezogenen Team aus Aachen, änderte das 4,5:3,5 über den SV 1920 Hofheim nichts mehr. MSA Zugzwang kam lediglich auf 2:26 Punkte. Der erste Saisonerfolg war dennoch „Balsam für die Seele“, gestand Markus Lammers und ergänzt, „auch wenn es um nichts mehr ging, war die Freude über den Sieg deutlich erkennbar.“

Der Kapitän fasste den „absolut verdienten Sieg“ kurz zusammen: „Er hätte auch noch höher ausfallen können. Stefan Kindermann stand nach einem verunglückten Franzosen von Jan-Christian Schröder bald auf Gewinn und verlor noch. Dafür gewann jedoch Léon Mons nach abermals bärenstarker Leistung gegen Andrei Volokitin.“ Hinter den Spitzenbrettern tauchte der „kurzfristig eingesprungene“ Stefan Bromberger auf und schlug „nach längerer Schachpause“ seinen GM-Kollegen Mathias Womacka. Der Rest endete friedlich. Allerdings: „Bei mir wäre auch mehr drin gewesen, aber nach guter Verteidigung von Boris Margolin konnte ich mein Turmendspiel trotz eines Mehrbauern nicht zum Sieg führen“, bedauert Lammers. Der MSA-Topscorer ließ so seinen Hofheimer Kontrahenten ebenso mit einer positiven Bilanz von 7,5/14 über die Ziellinie gehen. Laut der Statistik auf der Bundesliga-Webseite gewann Margolin dadurch 31 Elo hinzu – nichts im Vergleich zu Lammers, der auf ein erkleckliches Plus von 55 kommt dank seiner 7/12 gegen durchweg stärkere Gegner.

Generell dürfen die Münchner zufrieden sein, was ihre Einzelergebnisse angehen. Von den acht am letzten Spieltag eingesetzten Akteuren verlor allein Erasmus Gerigk durch seine 2,5/10 elf Elo. Stefan Kindermann (-5 Elo nach 3/12) und Gerald Hertneck (-4 mit 4/12) lagen nur knapp unter ihrer Erwartung. Deren Minus glich Mons (+10) durch seine starken 5,5/12 am Spitzenbrett aus. Über leichte Zugewinne durften sich Stefan Bromberger (+6 mit 2,5/5) und Robert Zysk, dem 3,5/11 (+3 Elo) reichten, ebenso freuen wie Falk Hoffmeyer. Er kletterte sogar um sieben Elo mit seinen 3,5/11 gegen deutlich überlegene Widersacher.

Leon Mons | Foto: Hartmut Metz
Leon Mons | Foto: Hartmut Metz

Die Stimmung stimmt also beim Absteiger – das hatte sich auch tags zuvor gezeigt: Bei der Mannschaftssitzung sagten alle bis auf den ins Hessische wechselnden Christian Schramm zu, auch in der Zweiten Bundesliga für MSA ans Brett zu gehen. „Alle Spieler haben bekräftigt, wie wohl sie sich im Team fühlen“, freut sich Lammers und entschied sich deshalb, auch den Bajuwaren die Treue zu halten – obwohl der IM mittlerweile in Hamburg lebt und beim HSK sicher Unterschlupf gefunden hätte nach seiner überzeugenden Bundesliga-Saison. Nach all den Zusagen entstand vor dem Match gegen Hofheim „eine regelrechte Aufbruchstimmung“, konstatiert Lammers und sieht darin den abschließenden Sieg begründet.

Christian Schramm | Foto: Hartmut Metz
Christian Schramm | Foto: Hartmut Metz

Nach dem 5,5:2,5-Sieg am Samstag über BCA Augsburg verpasste Hofheim durch die Schlussrunden-Niederlage den Sprung auf Platz 13. Düsseldorf bleibt so mit 6:22 Zählern knapp vor den Hessen (5:23). Beide Teams steigen damit formell zwar ab – aber erfahrungsgemäß gibt es doch regelmäßig überraschende Rückzüge. Die frei werdenden Plätze werden dann ab Tabellen-13. nach unten belegt. Insofern hätte ein Sieg über MSA Zugzwang für die Hofheimer mehr als die „Goldene Ananas“ sein können.



Über den Autor

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Hartmut Metz ist Redakteur beim Badischen Tagblatt mit Hauptsitz in Baden-Baden. Er schreibt außerdem unter anderem für die taz, die Frankfurter Rundschau und den Münchner Merkur über Schach und Tischtennis. Zudem verfasst der FM von der Rochade Kuppenheim regelmäßig Beiträge für das Schach-Magazin 64, Schach-Aktiv (Österreich) und Chessbase.de. Darüber hinaus stammen mehrere Turnierbücher aus seiner Feder.