15. Runde: Spannender Abschluss

Erstellt am: 06.04.2014

Obwohl die Meisterschaft entschieden war, bot die letzte Runde der Saison 2013/14 während der zentralen Endrunde in Eppingen zahlreiche Highlights und eine überraschende Wendung, auf die wir im folgenden Beitrag eingehen.

Für die OSG Baden-Baden war die letzte Runde der Saison 2013/14 nicht mehr als ein Schaulaufen. Am Vorabend wurde im Beisein von Wolfgang Grenke (Vorstandsvorsitzender GRENKE Leasing AG) der Meistertitel kräftig gefeiert und keiner zweifelte an einem abschließenden Sieg gegen Bayern München.

Der deutsche Meister OSG Baden-Baden mit Wolfgang Grenke ganz rechts (Foto: Reinhard Faber)

Mit Julia Bochis durfte auch ein Jugendbrett ran. Die junge Dame zeigte gegen FM Zwanzger eine gute Leistung, musste aber nach langem Kampf ins Remis einwilligen. Der Rest des Teams hatte keine Probleme mit den Bajuwaren und der Sieg mit 6:2 fiel standesgemäß aus.

Die Münchner hatten trotzdem allen Grund zur Freude, denn bezüglich des Abstiegskampfs gab es eine dramatische Wendung. Der SV Wattenscheid gab vor der letzten Runde offiziell bekannt, dass er seine Mannschaft aus der Schachbundesliga zurückziehen wird. Den freigewordenen Platz wird die Mannschaft auf Platz 13, also der FC Bayern München, einnehmen.

Die offizielle Pressemitteilung des SV Wattenscheid stellen wir als pdf-Datei zum Herunterladen zur Verfügung:

PDF iconstellungnahmewattenscheid.pdf

Zusätzlich zur Pressemitteilung wird Timo Sträter, der den Klub von Beginn an in der Schachbundesliga begleitet und der zwei Jahre lang mit seiner Kolumne die Leser dieser Seite begeistert hat, einen Bericht verfassen, in dem er auf 16 Jahre Schachbundesliga mit Wattenscheid zurückblicken wird. Wehmut ist vorprogrammiert.

Im Spitzenspiel des Tages trafen Hockenheim und Eppingen aufeinander. Beide Teams gingen voll motiviert in den Kampf, denn dem Sieger winkte ein Platz auf dem Podest. Nach seinem Remis gegen Felix Graf am Vortag war Anatoly Karpov wohl ein wenig angefressen und überraschte seine eigene Mannschaft mit dem Wunsch auch am Sonntag zu spielen, obwohl mit Schwarz gegen den starken GM Maxim Rodshtein eine ungleich schwierigere Aufgabe wartete.

Anatoly Karpov

Für die 62-jährige Schachlegende sollte die mit Abstand beste Leistung im Dress der Hockenheimer folgen. In einer Katalanischen Partie gewann Karpov im Mittelspiel einen Bauern, neutralisierte die Aktivität der weißen Figuren und verwertete seinen materiellen Vorteil mit feiner Technik im Endspiel - ein starker Auftritt, der an den Glanz alter Tage erinnerte.

Der Glanz der Zukunft gehört Dennis Wagner. Der Jungstar (Jahrgang 1997) brillierte in dieser Saison für Hockenheim mit 9,0 Punkten aus 13 Partien, was natürlich eine GM-Norm bedeutet. Im Duell mit einem früheren Nachwuchsstar gelang ihm ein klarer Sieg.

Wagner,Dennis (2481) - Braun,Arik (2564)
SBL 2013/2014 (15), 06.04.2014


Stellung nach 21...dxc4:

22.h5! Weiß verzichtet auf das Zurückschlagen des Bauern und greift am Königsflügel weiter an. 22...Tb7? 22...gxh5 war zäher, doch Weiß hat nach 23.Lxh5 Tc7 24.Lg6 oder 24.bxc4 bxc4 25.Lg6 weiter starken Angriff. 23.hxg6 Te8 24.bxc4 Kf8

24...Da5 25.Tc1 hätte die Niederlage wahrscheinlich nur verzögert. 25.Sd5! Schön und zwingend. Weiß droht einzügig matt, also kann Schwarz die Dame nicht schlagen. 25...exd5 26.Dxb4+ Kg8 26...De7 27.Th8# 27.Th7 Das Matt folgt nun forciert. 27...Txe3 27...Te6 28.Tgh1 Txg6 29.Th8++- 28.Tgh1 Txe2+ 29.Kf1 1-0

Dennis Wagner

Letztendlich gewann Hockenheim überraschend klar mit 5,5:2,5 und eroberte den dritten Platz - ein großer Erfolg für eine der ambitioniertesten Mannschaften der Liga.

Mülheim Vizemeister

Die Vizemeisterschaft sicherte sich der SV Mülheim Nord. Das Team um Mannschaftsführer Daniel Fridman zeigte in der letzten Runde mit einem 7:1 gegen Trier wahre Stärke. Besonders erfolgreich während der zentralen Endrunde in Eppingen war Konstantin Landa mit drei Siegen.

Ehrung des SV Mülheim Nord (Foto: Dennes Abel)

Die SG Solingen beendete die Saison mit einem 5,5:2,5 gegen den SV Wattenscheid. Die Klingenstädter, die dem Rückzug aus der Liga nur knapp entkamen, siegten pikanterweise gegen die Mannschaft, die sich freiwillig zurückziehen wird. Man darf davon ausgehen, dass Solingen in der kommenden Saison mit einer Mannschaft antreten wird, die die Klasse sportlich halten, aber nicht um die vorderen Plätze mitspielen wird.

Griesheim abgestiegen

Dem SV Griesheim bot sich durch den Wattenscheider Rückzug die plötzliche Chance, doch noch die Klasse zu halten, doch dazu musste ein Sieg gegen Hamburg her. Der Ausgang des Kampfes war lange Zeit unklar. Stefan Walter gewann gegen Jonas Lampert - dadurch sicherte sich der Griesheimer Spieler die IM-Norm, die für den Hamburger Nachwuchsspieler schon vorher feststand (herzlichen Glückwunsch an beide) - doch Steve Berger egalisierte mit einem Sieg gegen Ivan Farago die Führung.

Es stand 3:3, doch es wurde deutlich, dass in den zwei laufenden Partien nur noch Hamburg gewinnen kann. Thies Heinemann und Rasmus Svane hatten sich großen Vorteil im Endspiel erarbeitet und verwerteten ihre Stellung nach jeweils über sechs Stunden Spielzeit. Der Hamburger SK glänzte in dieser Saison mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und gewann von allen Teams der Liga die meisten Elopunkte.

Werder Bremen tat sich gegen den SC Viernheim schwer, gewann aber mit 4,5:3,5, was am Ende Platz fünf in der Tabelle bedeutet. Der Verzicht auf einige Leistungsträger in Eppingen bzw. die Tatsache, dass Bremen mit vielen deutschen Spielern antrat, wirkte sich negativ auf die am gleichen Tag spielende zweite Mannschaft aus, die nach einer Niederlage gegen SF Berlin II etwas überraschend aus der 2. Liga Nord absteigen muss - bitter.

Der SK Turm Emsdetten gehört zu den Gewinnern dieser Saison. Das wohl jüngste Team der Liga landete nach dem 6:2 gegen SK König Tegel auf dem 7. Platz und gewann zahlreiche Elo-Punkte. Die Berliner waren schon vor der Runde abgestiegen und werden in der kommenden Saison einen erneuten Anlauf starten, um in die SBL zurückzukehren.

Die Sportfreunde Katernberg beendeten die Saison mit einem 6:2 gegen die Schachfreunde Berlin. Die Essener freuten sich über den einstelligen Tabellenplatz und die Hauptstädter über den Klassenverbleib. Aus diesem Kampf wollen wir noch einen schönen Partieschluss zeigen, mit dem wir diesen Beitrag auch beschließen:

Michalik,Peter (2584) - Negi,Parimarjan (2671)
SBL 2013/2014 (15), 06.04.2014


Stellung nach 33.Dg5:

Weiß droht Dauerschach und Schwarz hat nur einen Gewinnzug. 33...Dxf2+! 33...Lg7? vergibt den Gewinn: 34.Sh6+ Kh8 (34...Lxh6?? 35.Dxg6+ Lg7 36.Dxe6+ Kf8 37.Tf3++-) 35.Sf7+ Kg8 36.Sh6+= 34.Kxf2 c1D+ 35.Kf1 Dc2-+ Schwarz deckt den Punkt g6 und droht tödlich 36...Df2+. Die Partie ist gelaufen. 36.Tf3 Ta1 37.Tfe3 Txe1+ 38.Txe1 Lc5 39.Sh6+ Kh7 und Weiß gab auf, da er unweigerlich matt gesetzt wird. 0-1

Fotos von der zentralen Endrunde in Eppingen
Einzelergebnisse der 15. Runde
Statistiken auf der Webseite des Godesberger SK

Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.