Die OSG Baden-Baden ist Deutscher Meister. In der 13. Runde leistete der SV Hockenheim zwar großen Widerstand, doch Michael Adams sorgte mit einem Last-Minute-Sieg für ein knappes 4,5:3,5. Baden-Baden liegt zwei Runden vor Saisonende mit fünf Punkten Vorsprung uneinholbar an der Spitze.
Die zentrale Endrunde in Eppingen begann vor zahlreichen Zuschauern mit einer herzlichen Begrüßung einiger Verantwortlicher, bevor in der Hardwaldhalle zu Eppingen der Startschuß zu acht parallel stattfindenden Kämpfen gegeben wurde.
Blick in das Spielareal
Das Hauptinteresse galt der Begegnung OSG Baden-Baden gegen SV Hockenheim.
Levon Aronian
Etwas überraschend aber erfreulich für die Schachfans gab sich die Nr. 2 der Weltrangliste, Levon Aronian, am Spitzenbrett die Ehre. Seine Partie gegen Richard Rapport endete aber recht fix remis, so dass die Beobachter ihre Blicke auf andere Partien richteten, z.B. das Feuerwerk an Brett fünf zwischen Dennis Wagner und Alexei Shirov. Beide Spieler zeigten tiefe Eröffnungskenntnisse und bereicherten die Theorie mit der folgenden Partie. Einige Kommentare stammen vom deutschen Nachwuchsstar:
Wagner,Dennis (2481) - Shirov,Alexei (2685) [D45]
SBL 2013/2014 (13), 04.04.2014
1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.e3 e6 5.Sf3 Sbd7 6.Dc2 Ld6 7.Ld3 0-0 8.0-0 dxc4 9.Lxc4 b5 10.Le2 Lb7 11.e4 e5 12.dxe5 Sxe5 13.Sd4 Das ist ein Zug neueren Datums. 13.Sxe5 oder 13.Lg5 sind die früheren Hauptzüge (Wagner). 13...Seg4 14.g3
14...Lc5 Das Endspiel nach 14...Lxg3 15.hxg3 Dxd4 16.Dd1! Dxd1 17.Txd1 gibt Weiß hervorragende Kompensation, da er das Läuferpaar und die Kontrolle über die schwarzen Felder hat (Wagner). In der Tat gibt es zu dieser Variante einige Partien in der Datenbank. 15.Sf5 Te8 16.Lf4 Das scheint eine zumindest interessante Neuerung zu sein. In einer Vorgängerpartie geschah 16.Lxg4 Sxg4 17.Lf4 Db6 18.De2 Sf6 19.e5 Lf8! 20.Le3 c5 21.exf6 Dxf6 22.g4 b4 und Schwarz hatte in Sebenik,M (2511)-Diermair,A (2426)/Bad Gleichenberg 2013, sehr viel Kompensation für die Figur und gewann später. 16...Db6 17.Kg2 Weiß opfert einfach den Bauern. 17...Sxf2 18.e5 Sd7
19.b4 Das habe ich alles mal analysiert, konnte mich aber nur fragmentarisch an meine Aufzeichnungen erinnern. Für Shirov kam 19. b4 überraschend. Er hatte stattdessen 19.Sd1 noch analysiert und meint, dass Schwarz nach 19...Sxe5 20.Sxf2 Lf8 Kompensation hat (Wagner). 19...Lxb4 20.Txf2 Sxe5 Ich dachte, dass wäre schlecht, wegen 21.Sxg7!? (Wagner). 21...c5+ 22.Kh3 Lc8+ 23.g4 Kxg7
24.Lxe5+ Während der Partie dachte ich zuerst, dass ich danach gewinne, aber ich übersah, dass sich Schwarz an einer bestimmten Stelle verteidigen kann. Vielleicht kann man die Stellung hier mit 24.Taf1!? verbessern (Wagner). 24...Txe5 25.Txf7+ Kxf7 26.Dxh7+ Ke6
27.Dg6+ Mehr als Remis ist nicht drin. Dennis hatte übersehen, sah es jetzt aber, dass Schwarz nach 27.Se4? c4! sogar gewinnt, weil der Läufer in vielen Varianten entscheidend das Feld e7 deckt und eine Figur dazwischenstellen kann, wenn die Dame auf der 7. Reihe ein Schach gibt, z.B. 28.Dg6+ Kd7 29.Td1+ Kc7 30.Df7+ Le7-+ 27...Ke7 28.Dg7+ Ke6 29.Dh6+ Ke7 30.Dh7+ Ke6 31.Dg6+ Ke7 32.Dg7+ Ke6 33.Dg6+ ½-½
Dennis Wagner
Nach diesem Aufreger schien Hockenheim lange Zeit auf dem Weg als erste Mannschaft in dieser Saison Baden-Baden einen Punkt abzunehmen, doch in den zwei noch laufenden Partien standen sehr komplizierte Endspiele auf dem Brett, von denen sich eines nach und nach zugunsten von Baden-Baden neigte. Michael Adams kämpfte Rainer Buhmann letztendlich in einem Läuferendspiel nieder und sicherte seinem Team den Sieg und die vorzeitige Meisterschaft.
Adams,Michael (2753) - Buhmann,Rainer (2582)
SBL 2013/2014 (13), 04.04.2014
Stellung nach 32.Txd5:
32...Te5?! Das war unnötig. Den Turm hätte Schwarz auf dem Brett belassen sollen, denn jetzt bekommt er Probleme am Königsflügel (Adams). 33.Txe5 Lxe5 34.g4 f5 35.gxf5 gxf5 36.Lf4 Lf6 37.b4 Le7 38.b5+ axb5 39.axb5+ Kd7 40.Le5 Lg5 41.Kg3 c6 42.Ld4 cxb5 43.cxb5 Ld8 44.Kf4 Ke6 45.f3 h4 46.Lf2 Lc7+ 47.Kg5 Ld8+ 48.Kg6 Ke5 49.Le3 Ke6 50.Lg1 Lc7 51.Lf2 Ld8 52.f4 Lc7 53.Kg5 Ld8+ 54.Kg6 Lc7 55.Kg5 Ld8+ 56.Kh5
56...Lc7? Das verliert. Nach 56...Kd5! ist völlig unklar, ob Weiß gewinnt. In den folgenden Varianten findet ihr Autor zumindest keinen Gewinn für Weiß: 57.Lxh4 Lc7! 58.Kg6 (58.Lg5?! Ke4 59.Kg6 Lxf4=; 58.Lg3!? müsste genauer geprüft werden, aber auch hier scheint Schwarz Gegenspiel zu haben nach 58...Ke4 59.Kg5 Kf3 60.Le1 Ke4 61.Ld2 Ld8+ 62.Kg6 Lh4 63.Kf7 Lg3 64.Ke6 Lxf4 65.Lxf4 Kxf4 66.h4 und hier entsteht ein Damenendspiel, das Weiß praktische Gewinnchancen gibt, aber wahrscheinlich auch nicht mehr. 58.Lf2 Lxf4 59.Lxb6 Kc4 60.Kg6 Kxb5 61.Lf2 Kc6 62.Kxf5 Lc1=) 58...Lxf4 59.Kxf5 Ld6 60.Lf2 Kc4 61.h4 (61.Lxb6 Kxb5 ist laut der Endspieldatenbank remis) 61...Kxb5 62.h5 Lf8 63.Le3 Kc6 64.Ke6 b5 65.Kf7 La3 66.Lg5 Lb2 67.h6 b4 68.h7 b3 69.Lf6 Lxf6 70.Kxf6 b2 71.h8D b1D= 57.Kxh4 Kd5 58.Kg5 Ke4 59.h4! Natürlich nicht 59.Lg3?, wonach eine schon besprochene Stellung entsteht, die wahrscheinlich remis ist. Der Unterschied zu den obigen Analysen ist, dass der weiße Läufer auf f2 optimal steht, da er den Bauern b6 angreift. 59...Lxf4+ 60.Kg6 Le5 Schwarz hat keine Zeit den Bauern b6 zu decken, da der weiße h-Bauer durchläuft. Jetzt erhält Weiß aber einen zweiten Freibauern auf der b-Linie. 61.h5 f4 62.Lxb6 f3 63.h6
Schwarz ist machtlos. Er kann nicht beide Freibauern aufhalten, während Weiß seinen Läufer opfern kann für den f-Bauern. Auch 63...Ld4 scheitert, da der weiße h-Bauer nach 64.Lxd4 Kxd4 65.h7 f2 66.h8D+ mit Schach einzieht. 1-0
Danach stand das 4,5:3,5 für Baden-Baden fest. Nach 13 Siegen in 13 Kämpfen und fünf Punkten Vorsprung auf Eppingen steht die OSG Baden-Baden als Meister fest. Das ist für die zur Zeit mit Abstand beste deutsche Mannschaft der neunte Titel in Folge. Herzlichen Glückwunsch!
Und wo wir schon über Legendäres sprechen; im Nebenraum kämpfte heute eine deutsche Schachlegende, im Rahmenprogramm wohlgemerkt, im Uhrensimultan gegen zwölf Gegner. Die Rede ist von Dr. Robert Hübner, der die Sache so ernst nahm, dass keiner eine Chance hatte. Hier stand aber natürlich der Spaß im Vordergrund. Hübner sprang im Übrigen für Marc Lang ein, der wegen einer Lungenentzündung seinen geplanten Weltrekordversuch im Blindsimultan absagen musste.
Dr. Robert Hübner
Ein besonderer Kampf fand in der 13. Runde zwischen dem SF Berlin und dem SK König Tegel statt. Hier ging es insbesondere für die Schachfreunde um Punkte gegen den Abstieg. Sie wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und siegten mit 6:2. Damit überholten sie Bayern München in der Tabelle, die gegen Eppingen keine Chance hatten und mit dem gleichen Ergebnis verloren. Die letzte Chance dem Abstieg zu entrinnen, verpasste wohl Griesheim, denn die Hessen kamen über ein 4:4 gegen Viernheim nicht hinaus.
Zu überzeugenden Siegen kamen Mülheim, 5:3 gegen Wattenscheid, Solingen, 6:2 gegen Trier und Emsdetten, 6:2 gegen Katernberg. Die einzige Überraschung des Tages gelang dem Hamburger SK, der gegen die nominell favorisierten Bremer 5:3 gewann. Einen wichtigen Sieg steuerte die Nachwuchshoffnung Jonas Lampert bei, der mit 4,5 aus 7 sehr gut im Rennen um eine IM-Norm liegt. Mit seiner Partie wollen wir auch den Beitrag beschließen.
Joachim,Sven (2422) - Lampert,Jonas (2376)
SBL 2013/2014 (13), 04.04.2014
Stellung nach 33...Te8:
34.Lf3? Mit 34.Tc2! sollte Weiß danach trachten, einen Turm für den starken Freibauern und den Läufer zu geben. Die weißen Remischancen nach 34...Tde6 35.Tcxd2 Lxd2 36.Txd2 sollten größer sein, als die schwarzen Gewinnchancen. 34...Tf6? Schwarz hat die richtige Idee, es ist aber die falsche Ausführung. 34...Te1+ 35.Kg2 Tf6-+ forciert die Stellung in der Partie. 35.Kg2? 35.Le2! hätte den Schaden wieder repariert. Beide Spieler hatten wohl übersehen, dass Weiß nach 35...Tfe6 36.Lf3 Te1+ 37.Kg2 Txd1 38.Lxd1 Te1 mit 39.b6! seinen eigenen Freibauern in Gang setzt. Das Remis durch Dauerschach nach 39...Txd1 40.b7 Tg1+ 41.Kxg1 d1D+ 42.Kg2 Dd5+ usw. ist das logische Resultat. 35...Te1 Jetzt kann Weiß gegen 36...Txf3 nichts ausrichten. 36.Td7
36...Txf3! 37.T1xd2 Tb3 38.Tc2 Te7 0-1
Jonas Lampert
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Einzelergebnisse der 13. Runde